September 2013

Patientenautonomie: Theoretische Grundlagen - Praktische Anwendungen

Selbstbestimmung ist ein Schlüsselwort medizinethischer Debatten. Die Autonomie des Patienten, verstanden als das Recht, über die eigenen Belange und insbesondere über den eigenen Körper selbst zu entscheiden, gilt heute als Voraussetzung jeglichen medizinischen Handelns. Nicht der Arzt als wissenschaftlich ausgewiesener Experte, sondern der Patient als Experte seines eigenen Lebens soll letztlich über Mittel und Ziele ärztlichen Handelns entscheiden. Kaum ein anderes Konzept hat einen ähnlich prägenden Einfluss auf die medizinische Praxis ausgeübt wie das der Autonomie. Autonomie stand und steht im Mittelpunkt von Schlüsselkontroversen, in denen z. B. um die Zugänglichkeit von neuen Reproduktionstechniken oder die Zulässigkeit von manchen Formen der Sterbehilfe gerungen wird. Während jedoch Fragen der Selbstbestimmung in der medizinischen Forschung schon vielfach im Überblick dargestellt wurden, fehlt es bisher an einer derartigen systematischen Befassung mit der Autonomie des Patienten in ihren theoretischen wie praktischen Dimensionen. Diese Lücke will dieses Buch schließen. Es bietet eine kritische Bestandsaufnahme der theoretischen Grundlagen sowie praktischen Reichweite und Geltung von Patientenautonomie. In einem ersten, theoretischen Teil wird das moralische Konzept aus der Perspektive der Philosophie, des Rechts, der Theologie und der klinischen Praxis vorgestellt und in seinen verschiedenen Ausdeutungen diskutiert. Im zweiten Teil, der der Praxis der Patientenautonomie gewidmet ist, werden die besonderen Probleme der Anwendung dieses bedeutsamen Konzepts erörtert.

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Entstanden in Zusammenarbeit mit der Forschergruppe »Autonomie und Vertrauen in der modernen Medizin«, Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften, VolkswagenStiftung.

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Aus dem Inhalt:

Patientenautonomie und Philosophie

Wiesemann: Die Autonomie des Patienten in der modernen Medizin · Steinfath, Pindur: Patientenautonomie im Spannungsfeld philosophischer Konzeptionen von Autonomie · Ach/Schöne-Seifert: "Relationale Autonomie" - Eine kritische Analyse · Anderson: Relationale Autonomie 2.0

Patientenautonomie und Recht

Duttge: Patientenautonomie und Einwilligungsfähigkeit · Katzenmeier: Ärztliche Aufklärung · Lipp/ Brauer: Patientenvertreter und Patientenvorsorge · Albers: Patientenautonomie und Patienten-vertrauen im Gesundheitsdatenschutz

Patientenautonomie aus theologischer Perspektive

Haker: Patientenautonomie aus katholisch-theologischer Perspektive · Coors: Selbstbestimmung: relational - responsiv - hermeneutisch. Evangelisch-theologische Perspektiven auf einen medizinethischen Grundbegriff

Patientenautonomie und klinische Praxis

Nauck/Simon: Patientenautonomie in der klinischen Praxis · Dörries: Zustimmung und Veto. Aspekte der Selbstbestimmung im Kindesalter · Borbé: Patientenautonomie in der Psychiatrie

Reproduktive Autonomie

Beier/Wiesemann: Reproduktive Autonomie in der liberalen Demokratie - eine ethische Analyse · Coester-Waltjen: Reproduktive Autonomie aus rechtlicher Sicht

Patientenautonomie und Biopolitik

Wiesing: Die Autonomie des Patienten im Licht jüngster politischer Entscheidungen · Feuerstein: Biopolitische Paradoxien der Patientenautonomie · Nida Rümelin/Bratu: Autonomie als politisch-ethisches Prinzip im Liberalismus · Arnason: Patientenautonomie, Humangenetik und Biopolitik

Kollektive Autonomie

Jordan/Schicktanz: Kollektive Patientenautonomie: Theorie und Praxis eines neuen bioethischen Konzepts · Schweikard: Kollektive Autonomie und Autonomie in Kollektiven · Graumann:Selbstbestimmt und unabhängig Leben mit Behinderung.

und weitere Beiträge zur Patientenautonomie in der Praxis von

R. Jox, K. Kühlmeyer, I. Hofmann, C. Seifart, J. Schildmann, J. Vollmann, K. Brukamp, S. Wöhlke, M. Motakef, J. Inthorn, D. Ritzenthaler-Spielmann, F. Hufen, G. Neitzke